Nagasséga liegt zwar an der Hauptstraße nach Burkina Faso, aber es gibt keinen Strom. Auch im Sommer, wenn kein Mond scheint, ist es zwischen 18 Uhr abends und 6 Uhr früh stockdunkel im Dorf. Nur sehr selten schi
mmert das schwache Licht einer rußenden Petroleumlampe aus einer Hütte. Das Schulgebäude steht leer, verwaist und nutzlos in der tiefschwarzen afrikanischen Nacht. Die Kinder und Erwachsenen würden aber gerne abends, nach dem Tagesunterricht und der Feldarbeit, die Schulbank drücken. Hilfslehrer unterstützen die Schülerinnen und Schüler be
i den Hausaufgaben und die Großen treffen sich zur Dorfversammlung oder zur Erwachsenenbildung bei erträglichen Temperaturen der hereinbrechenden Nacht.
Licht ist bei uns selbstverständlich, der Strom kommt jederzeit ganz einfach "aus der Steckdose". Aber wie können wir die Lebenssituation in Nagasséga verbessern? Wie den Wissensdurst stillen und die Dorfaktivitäten als Hilfe zur Selbsthilfe unterstützen? Macht es Sinn, High Tech in Form einer Photovoltaik-Anlage in die Trockensavanne zu bringen? Wird das akzeptiert, können unsere Freunde im Dorf damit umgehen?
Der Versuch: Photovoltaik-Anlage und LED-Leuchten für ein Klassenzimmer
Diese Fragen haben wir uns im Verein gestellt und André Tagali hat darüber mit den Dorfbewohnern gesprochen. Die Begeisterung in Nagasséga war groß und wir haben beschlossen, zum Test im April 2011 eine kleine Ausstattung mit Solarzellen, Batterie und Lampen ins Dorf zu bringen, um ein Klassenzimmer der Grundschule zu beleuchten. Die Regionalgruppe Regensburg der Ingenieure ohne Grenzen hat uns mit Rat und Tat dabei unterstützt. Schon am ersten Abend, nach der Erklärung der Einzelteile, waren die Neugier und der Tatendrang rießengroß. Vier Jungs im Alter von 19 bis 25 Jahren haben mit unserer Anleitung Drähte abisoliert, gelötet, zwölf LED-Lampen an die Holzbalken des Schulzimmers genagelt und angeschlossen. In Taguieta haben wir Flacheisen und Schrauben gekauft und in der Werkstatt einer benachbarten Farm bearbeitet. Pascal, der Maurer des Dorfes, hat die Module gekonnt auf dem Schuldach befestigt. Vorher musste aber der Dorfschreiner noch die Holzleiter reparieren - ich hätte sonst nie eine Blick aufs Dach werfen können... Nach drei Nachmittagsschichten, kleinen Fehlerbehebungen und zwei kleinen Schulungen über den elektrischen Stromkreis, das Ohmsche Gesetz und die Sicherheit beim Arbeiten mit Strom, bei
dem die vier jungen Männer konzentriert und eifrig mitgearbeitet und experimentiert haben, kam der große Moment: William hat den Schalter umgelegt und die Lampen im Klassenzimmer strahlten!
Das Experiment ist geglückt!
Die vier "Dorfelektriker" sind sehr geschickt und motiviert im Umgang mit den elektrischen Komponenten. In einer Dorfversammlung wurde die Klassenzimmerinstallation ans Dorf übergeben und William als Verantwortlicher für die Anlage bestimmt. Er bekam vom Dassari-Verein noch eine kleinere Photovoltaikanlage mit Ladegerät und LED-Handlandlampen. Mit dieser Ausstattung als Mikrokredit kann er die Lampen verkaufen und gegen eine kleine Gebühr wieder aufladen. In den Hütten erstrahlt das Licht durch regenerative Energie ohne schädliche Petroleumabgase. Und es spart den Leuten die teuren Einmalbatterien für die Taschenlampen, die noch dazu achtlos weggeworfen werden, wenn sie verbraucht sind.
Das Experiment war geglückt: Wir sind sicher, dass eine Photovoltaikanlage auf dem Dorfgemeinschaftshaus angenommen wird und vom Dorf betrieben werden kann. Damit erstrahlt das Haus hell in der Nacht der Trockensavanne und im Elektrokiosk wird sich ein junger Mensch für seine Familie eine wirtschaftliche Zukunft aufbauen können. Der Strom, zumal kostenlos von der Sonne, kommt ins Dorf und das Leben wird attraktiver für Jung und Alt.